Ich halte den Begriff „Neues Lernen / New Learning“ für geeignet, zu beschreiben, wie die Digitalisierung das Lernen von Grund auf verändert. Dabei geht um viel mehr als nur um Technologien und Plattformen (häufig verbunden mit dem Begriff „Lernen 4.0“) oder um agilere Lernprozesse („Agiles Lernen“).
Im mittlerweile veröffentlichten Hagener Manifest wird New Learning als Grundlage für einen radikal neuen Lernbegriff verwendet. Folgende Teilaspekte des Manifests verdienen im Kontext der beruflichen Weiterbildung Hervorhebung.
New Learning steht für
- lebenslange Bildung – vom frühkindlichen und schulischen Lernen über das berufliche und akademische Lernen bis zur Erwachsenen- und Weiterbildung.
- die Lernenden im Mittelpunkt – New Learning unterstützt ihre individuellen Stärken, ihre Einzigartigkeit und ihr Streben nach Wirksamkeit sowohl durch informelles und formelles Lernen und eine persönliche Lernbegleitung als auch durch digital gestützte Systeme und adaptive Lernumgebungen.
- ein neues Rollenverständnis von Lehrenden und Lernenden – Lehrende sind weder allwissend noch sollten sie das Lernen alleine bestimmen. Sie verstehen sich selbst als Lernende, die zugleich dem Lernen anderer einen Rahmen geben. Sie entwickeln adaptive Lernpfade, schaffen Freiräume und begleiten kollaborative Lernprozesse.
- vernetzt gestaltetes Lernen – im beruflichen Kontext müssen Lern-Settings an die Berufswelt der Lernenden anschließen. Vernetzte Lehr- und Lernkonzepte denken digitale und analoge Formate konsequent zusammen, beide Formate unterstützen sich gegenseitig.
- die Weiterentwicklung der Lernkultur – ein hohes Maß an Selbstverantwortung, flexibles und selbstbestimmtes Lernen in Lerngemeinschaften, Projekten und über digitale Formate löst den reinen Frontalunterricht nach und nach ab. Menschen lernen individuell, selbstbestimmt, teamorientiert, zeitlich und örtlich flexibel.
- Technologie als Chance, ohne Risiken zu ignorieren – New Learning ist untrennbar mit neuen Technologien wie Künstliche Intelligenz, Learning Analytics, Big Data und Blockchain verbunden. Sie dienen als Grundlage für intelligente und kooperative Lernumgebungen.
- einen informierten Umgang mit digitalen Wissensressourcen und Datenquellen – New-Learning-Kompetenzen sowie Konzepte und Lehrinhalte zur Aneignung von Digital und Data Literacy werden institutionell verankert.
Das erwartet Sie, falls Sie in diesem Abschnitt weiterlesen: 4 mögliche Perspektiven auf New Learning im Kontext der beruflichen Weiterbildung.
- Marlene, eine Lernende
- Johanna, eine Personalentwicklerin
- Adrian, ein Trainer
- Lukas, ein Geschäftsführer.
Damit möchte ich ein praxisnahes, wenn auch nicht vollständiges Bild von „New Learning“ zeichnen. Die Lesedauer beträgt insgesamt ca. 15 Minuten.